Im September war es mal wieder Zeit für einen golferischen „Ausflug“ und ich entschied mich für die Insel Rügen und den nördlichsten Course ganz oben, wo es eigentlich nicht mehr weitergeht: Golfplatz Schloss Ranzow. Ich buchte früh genug, um eines der 6 Zimmer zu ergattern. Das Schloss ist auch eher ein „Schlösschen“ und wer im fortgeschrittenen Alter nicht gut im Treppensteigen ist, sollte es sich überlegen, ob der dritte Stock ohne Fahrstuhl eine gute Idee ist. Das Schloss:
Am meisten (neben Gourmet-Restaurants und Wellness-Bereichen der Hotels) interessiert mich natürlich immer der fremde Golfplatz mit entsprechendem Course-Rating und meiner Fähigkeit, ihn zu spielen. Der Golfplatz Schloss Ranzow liegt ausgebreitet auf (fast) baumloser Fläche vor dem ersten Abschlag bis hin zur Sicht auf die Ostsee. Sogar der berühmte Kreidefelsen ist bei klarer Sicht zu erkennen:
Obwohl es am ersten Abschlag so aussieht, als ob es da nur mal eine bratpfannenflache Ebene zu bespielen gilt, lernt der neue Besucher schnell, dass dem nicht so ist. Die vermeindlich „flache“ Bratpfanne erweist sich schnell als ziemlich hügelige Angelegenheit mit selten geraden Fairways.
Rauf und runter….. so hieß die Devise. Wir spielten am ersten Tag brave 29 und 33 Punkte und verabschiedeten uns in die Sauna. Am zweiten Tag wussten wir, das wir der erste Flight nach einem Turnier wären und wappneten uns von Anfang an in Geduld. Nur leider hatte der Club bei der Planung nicht eingerechnet, dass es an der Bahn 9 im Half-Way-House für die Turnierteilnehmer Sushi und Sekt geben würde und die nachfolgenden Flights ohne diese Annehmlichkeiten warten mussten, bis auch der letzte Flight des Turniers versorgt war. Blöd, aber nicht zu ändern. Egal – als es dann endlich weiterging, taten wir uns mit dem nachfolgenden Zweierflight aus Köln zusammen, spielten die Backnine geduldig weiter und beendeten den Golftag friedlich am Hotelkamin bei Kaffe, Kuchen und netten Gesprächen über das Leben im Allgemeinen und Golf im Besonderen. Erwähnen möchte ich zum Schluss aber die tollen Zimmer im Schloss Kranzow: Unseres war wirklich riesig und ich habe selten in einem Hotel ein so großzügiges Badezimmer gesehen:
Meine Planung beinhaltete auf der Rückreise noch einen zweiten Platz auf Rügen: Das Golf-Centrum Schloss Karnitz. Nur leider erwies sich die Webseite als komplett veraltet: Alle Informationen stammten aus dem Jahr 2019. Telefonisch verabredete ich eine Startzeit. Wir reisten an und der Manager am Counter war voll von Informationen und Hinweisen. Wo wir die Range finden würden, wo der erste Abschlag wäre und dass wir nicht erschecken dürften, wenn es oben in den Bergen „knallen“ würden. Das wäre die Selbstschussanlage zur Abschreckung der Krähen, die große Teile des Platzes zerstört hätten. Wir bekamen bei der Zahlung der Greenfees einen Bonus, dachten aber nicht wirklich darüber nach, ob uns die Schäden der Krähen auf dem Platz stören würde. Das reetgedeckte Clubhaus sieht schon wirklich toll aus:
Am ersten Tee legten wir einfach mal los und kapierten aber schnell, warum der Platz ziemlich schwer geratet ist: Der Course Karnitz ist wirklich super „Alte Schule“! Ganz viel Gelände, ganz viel dickes Rough und endlos verlorene Bälle. Aber leider ist der Platz auch trotz der Selbstschussanlage zu Abwehr der Krähen in großen Flächen wirklich so aufgerissen, wie ich es sonst nur durch Wildschweine hervorgerufen kenne. Und scheinbar gibt es auch nicht genügend Greenkeeper, um die Schäden zu beheben. Die meisten Grüns sind kaputt und im Grunde nicht wirklich bespielbar. Es tut mir in der Seele weh, soetwas zum ersten Mal über einen Golfplatz schreiben zu müssen, aber es bleibt der Ehrlichkeit halber wie es ist: Es lohnt sich leider nicht.
Die wunderschönen Galloway Rinder inmitten der Fairways interessiert das alles natürlich gar nicht, solange der überambitionierte Golfer nicht versucht, einen verlorenen Ball in ihrem Revier zu suchen. Auch davor hatte der engagierte Manager uns im Vorfeld gewarnt und ich blieb für meine Photos auch in gehörigem Abstand:
Ohne dem schönen Stier seine lockige Stirn gestreichelt zu haben, nahmen wir Abschied und fuhren über die große Brücke gen Berlin nach Hause.