Vor vielen Jahren hatte ich diese Location inmitten der Wildnis von Mallorca ja schon einmal besucht und konnte mich gut an das schöne alte Haus und den dazugehörigen 9-Loch-Platz erinnern. Der Golfplatz kam seit den Anfängen leider nie über das neunte Loch hinaus. Der Erbauer, Ramón Theler scheiterte in den sechziger Jahren an der örtlichen Politik, aber wohl auch daran, dass er sich nicht in die Niederungen der in Spanien so üblichen Korruption begeben wollte. Dennoch ist es ihm gelungen, einen der schönsten Golfplätze der Insel zu schaffen. Da die offizielle Genehmigung fehlte, durften hier von Anfang an nur die Hotelgäste der Finca spielen. Und da die Reserva nur über 22 Zimmer verfügt, ist die Auslastung des Platzes über den ganzen Tag verteilt durchgehend „gemütlich“. Es gibt keine Teetimes. Jeder spielt den Platz so oft und so viel, wie es Spaß macht. Und genau das hatte ich mir für diesen Urlaub gewünscht: Endlich einmal stressfrei ohne Zeitdruck Golf spielen! Ohne den ständigen Blick nach hinten, ob vielleicht der nächste Flight schon ungeduldig am Abschlag steht. Dafür hatte ich die Reserva eine Woche gebucht und dieses Privileg an 5 Tagen auch wirklich von Herzen genossen! Der Blick auf das Haupthaus:

Und auf das Restaurant:

Unser Zimmer:

Der Platz war toll gepflegt – aber ganz schön hügelig, sodass ich endschied, doch lieber ein Cart zu benutzen, als die Trolleys die Hügel raufzuschieben….. Wie man sieht, wurde es durch diese Entscheidung wirklich „gemütlich“:

Dieser „kleine“ Platz ist so anspruchsvoll, dass es jeden Tag aufs Neue schwierig war, einen guten Score zu erreichen. Wir versuchten natürlich von Tag zu Tag besser zu werden, was aber nicht immer gelang. Aber eines passierte wirklich nie: Es wurde keinen Augenblick langweilig! Der Blick vom 9. Loch zurück, hinunter ins Tal:

Am vierten Tag hatte ich den Golfclub Canaymel gebucht und wir machten uns auf den Weg zur Küste. Der Platz ist super gepflegt und perfekt organisiert. Auf der Range und an den ersten Löchern konnte ich mich daran erinnern, wie ich 2005 mit meiner Freundin Ute als absolute Anfängerin (HCP 54) unter der Aufsicht unseres Pros Ralf schweißgebadet vor Aufregung über den Platz gestolpert war. Und konnte mir im Nachhinein wirklich nicht mehr vorstellen, wie unser Lehrer auf die Idee gekommen war, mit uns beiden Greenhorns diesen anspruchsvollen Platz zu spielen…….. 20 Jahre später und mit viel Erfahrung ausgestattet, genoss ich den schönen Platz sehr. Wir spielten auf den ersten 9 Löchern immer in Gesellschaft der vielen Ziegen:

Die Backnine führen in der Ebene durch eine parkähnliche Landschaft und lassen die Golfrunde entspannt ausklingen. Wer allerdings hier zu Hause ist und beim Turnier das 18. Loch den Hügel hinauf zur Terrasse spielen muss, ist sich der vielen neugierigen Augen sicher bewusst:

Zurück in der Reserva spielten wir unverdrossen weiter und freuten uns an dem tollen Platz, dem milden Frühlingswetter, dem abendlichen feinen Essen und überhaupt an unserem schönen Leben!

Wir verabschiedeten uns von der Reserva Rotana mit dem festen Vorsatz, diesen besonderen Ort noch öfter zu besuchen. Das letzte Bild Bild zeigt den wunderbaren Innenhof:

Ich muss aber doch noch eine kleine Geschichte anfügen: Als ich 2008 die Reserva mit einem Freund besuchte (leider kann ich mich nicht erinnern, wie ich damals auf diesen Ort gekommen war) saßen wir abends beim Essen im Restaurant. Die linke Wand zierte ein großes Gemälde. Darauf war ein imposanter Oldtimer zusehen, davor ein in weißes Leinen gekleideter Herr, eine schöne Frau und zwei kleine Kinder. Offensichtlich eine großbürgerliche, glückliche Familie. Irgendwann bemerkte ich den alten Mann, der alleine hinten an einem kleinen Tisch vor der Bar saß. Ich sagte zu meinem Begleiter:
„Kuck mal, dass ist doch der Herr auf dem Bild?“
Tino stimmte mir zu, aber ich frage dennoch den Kellner, ob das sein könne. Er antwortete:
„Ja, das sitzt unser Chef. Wie immer am Abend…..“

Ich war völlig fasziniert. Leider habe ich damals das Wandbild nicht fotografiert. Schade, denn es existiert heute nicht mehr. Ich recherchierte auf dem Handy in der „Mallorca Zeitung“ über den damaligen Besitzer und Gründer der Reserva Rotana und las über sein schillerndes Jetset-Leben, aber auch über seinen Tod. Juan Ramón Theler nahm sich mit 79 Jahren in der Reserva selbst das Leben. Der Krebs war fortgeschritten und er entschied sich zu gehen. Die Reserva Rotana wird heute nicht mehr von der damaligen Familie betrieben. Aber der Geist des „Besonderen“ ist fest in der DNA dieses Ortes verankert.