Es ist ja nicht zu glauben, aber ich bin in diesem Jahr in meinem „Zwanzigsten“! Mannometer! Im April 2004 bin ich mit meiner Freundin Ute im klitzekleinen Autochen nach Semlin am See gefahren um die Platzreife zu machen – und Schwubs ist 2024 und ich bin im wahrsten Sinne des Wortes ein „Alter Hase“! Dazwischen liegen ungefähr 2200 Golfrunden, so ungefähr 300 Turniere und (gefühlt) 1000 Trainerstunden. Vom ersten HCP 54 habe ich mich auf das HCPI 22,3 runtergequält und bin mir sicher, dass ich mit 70 Jahren in Zukunft die 20 leider nicht mehr knacken werde. Aber das ist egal, solange ich mich immer noch zu Turnieren anmelde und hoffe, mich um das eine oder andere „Zehntel“ zu verbessern. (Rückschläge einkalkuliert)
Vor jeder Runde ist die „Range“ immer noch Pflicht und im Bunker und auf dem Pitching-Green habe ich gefühlt ein halbes Leben verbracht. Ich kann nicht verstehen, dass sich die meisten älteren Golfer weder einspielen noch Unterricht nehmen. Aus der Umkleide geradewegs zum ersten Tee rennen und los. Aber das ist ein anderes Thema…… Ich beginne mein Jubiläumsjahr auf jeden Fall in der Hoffnung, wieder viele schöne Runden zu spielen und vielleicht sogar den einen oder anderen Erfolg nach Hause zu bringen. So nach dem Motto unseres jüngst verstorbenen Kaisers: „Schaun mer mal…..“
Um dieser Hoffnung auch „real“ näher zukommen, habe ich zusammen mit meinem Freund Anfang März eine 7-Tage-Reise nach Mallorca gebucht. Ich habe das Hotel „Reserva Rotana“ im Norden ausgewählt. Dieses kleine Hotel verfügt über einen hauseigenen Golfplatz, der keine öffentliche Zulassung hat. Hier dürfen nur die Hotelgäste spielen – was bei 22 Zimmern eine sehr überschaubare Anzahl an Golfern bedeutet. Als Hotelgast kann man also den ganzen Tag nach Belieben die Hügel rauf- und runterspielen und alle Schläge üben, die nachher im Sommer zu Hause wichtig werden. Wer möchte kann meinen Bericht lesen: Mallorca, Reserva Rotana
Apropos „zu Hause“: Seit dem 8. November (!) wurde auf meinem Heimplatz die Hälfte der Anlage wegen zu hoher Feuchtigkeit durchgängig gesperrt! Wir spielten 8 Löcher plus einem Hilfsloch in der Pampa, um dann am Ende der 18 wieder bei der 1 einzufädeln. Das gab einen ewigen Stau, schlechte Laune und wirklich nicht viel Spaß. Zusammen mit meinem Freund spielte ich am Wochenende darum häufig auf andere Plätzen in der Umgebung und zahlte gerne die Greenfees, um dem Chaos zu Hause im Golf Club Gatow zu entgehen. Ein Winterbild am 1.Tee in Gatow gibt es aber trotzdem:
Im April versammelten sich die Damen zum jährlichen Treffen im Clubhaus. Renate wurde nach 8 Jahren als Ladies-Captain mit einem großen Blumenstrauß verabschiedet und Elke zur neuen Capitänin gewählt. Während die Umschläge für die Beiträge zur „Damenkasse“ von Tisch zu Tisch wanderten, wurden die Berichte zu den Erfolgen in den verschiedenen Klassen vorgetragen. Als letzte kam Simone nach vorne, sie trug eine große Tasche, aus der sie einen schlanken Pokal wickelte und neben sich stellte. Was sie dann berichtete, fand ich so toll (denn kaum jemand im Raum hatte davon gewusst) dass ich es hier aufschreiben möchte: Unsere Mädels haben im letzten Jahr bei den Deutschen Mannschafts Meisterschaften in der AK 30 bundesweit (!!) von 15 Teams den 3. Platz belegt! Whow! Und das – wie Simone erzählte – unter extrem widrigen Bedingungen! 3 der Spielerinnen waren stillende Mütter. Leonies Sohn Ben war gerade erst 6 Wochen alt und wurde bei glühender Hitze von Simone ständig liebevoll betreut, während draußen auf dem Platz der Kampf um die Punkte leidenschaftlich ausgetragen wurde. Und tatsächlich haben sie es geschafft, nach dem 5. Platz am 1. Spieltag dann am Sonntag durch 3 gewonnene Spiele auf den 3. Platz in der Gesamtwertung zu klettern! Chapeau! Simone strahlte, während sie uns davon berichtete und hielt den Pokal hoch! Wohlverdient, wie ich meine. Auf dem Bild tragen die 6 Damen stolz jede ihre Medaille und Ben ist als jüngstes Mitglied des Teams natürlich auch dabei:
In Berlin nahm die Sommersaison 2024 ihren Lauf…..Ich hatte mir vorgenommen, in diesem Sommer wieder mehr Turniere zu spielen und dieses Vorhaben auch gleich in die Tat umgesetzt. 2 Turniere im Mai brachten zwar keine weltbewegenden Ergebnisse, aber die Erkenntnis dass der Golfclub Gatow das alte Stableford-System still und heimlich entsorgt hatte. Auf den Scorekarten zeigten nicht mehr die altbekannten „Striche“ an, wieviele Schläge Spieler und Zähler zur Verfügung hatten, sondern da standen nun jeweils die Zahlen, mit denen kein Punkt mehr zu erreichen wäre. Das nannte sich nun „Zählsspiel mit Höchstergebnis“. Auf der Ergebnisliste zur Siegerehrung standen auch keine „Punkte“ mehr, sondern neben dem altbekannten Bruttoergebnis gab es nun ein „Nettoergebnis“ zur Verteilung der Preise. Weder die Marshals noch die Mitarbeiter im Service-Point wussten Erhellendes zur Erklärung beizutragen. Ich befragte kurzerhand die Mitglieder vom Golf-Forum im Internet und bekam hinreichend Auskünfte über das neue Prozedere. OK, jetzt wusste ich alles, was nötig ist. Aber es hatte mich doch mächtig geärgert, dass der Club es nicht für nötig gehalten hatte, die Mitglieder in einer Mail von den Veränderungen und deren Handhabung in Kenntnis zu setzten. Ich habe meinem Unmut lautstark Luft gemacht und jemand vom Vorstand fühlte sich auch bemüßigt, mir zu versichern, eine entsprechende Mail wäre auf dem Weg. Leider kam da nix. Obwohl der Club eine offizielle Beisitzerin für Kommunikation berufen hat. Schade!
Irgendwann in diesem Sommer kramte ich in meinem PC und fand eine uralte Datei mit der Überschrift: „Unterricht“ aus dem Jahr 2010. Und konnte es einfach nicht fassen: Fast Wort für Wort standen da die Anweisungen, die ich mir nach der letzten Stunde bei meinem Lehrer notiert habe:
Drehen
Arme heben
Arme runter
Kraft im rechten Arm Richtung Boden
Handgelenke steif
Arme lang nach vorne
Und das ist doch nun mal wirklich nicht zu fassen! Nach 14 Jahren noch immer dieselben Baustellen! Zu wenig Drehung, Arme im Schlag wie Flügelchen an den Busen gepresst und kein Druck im Schlag. Eigentlich wäre es jetzt wirklich an der Zeit, die Flinte (Pardon, die Schläger) endlich endgültig ins Korn zu werfen! Aber nein! So ein beknackter Golfer rennt natürlich morgen wieder los – auf die Range mal 50 Bälle schlagen – auf den Platz 18 Löcher spielen – und immer mit derselbe Illusion: „Heute wird’s besser! Heute klappt’s!“ Ja, so viel Dämlichkeit ist wirklich nicht zu erklären. Außer vielleicht mit der einzigen Erklärung, die für so vieles auf dieser Welt herhalten muss: „Liebe“. Bedingungslose Liebe. Egal, wie Scheiße das Wetter ist, egal, wie gruselig der Score oder die Mitspieler….. Der Golf-Nerd spielt sein Spiel und hofft bei jeder neuen Bahn, die er auf dem Abschlag in Angriff nimmt:“ Jetzt wird’s perfekt!“ Ob Dreifach-Bogey beim Anfänger oder Birdie beim Single-Handicaper, jeder Golfer hofft bei jeder neuen Bahn, oder an jedem neuen Tag, dass sein Bällchen hoch und weit in den Himmel fliegt und brav im gewünschten Areal landet. (Was natürlich leider zu selten passiert) Und egal, welche trostlosen Ergebnisse auch am Ende auf der Scorekarte stehen – wir fahren nach Hause und kommen morgen wieder…..
Natürlich übertreibe ich jetzt ein bisschen: Ich habe in den letzten 14 Jahren auch viel gelernt (leider auch wieder vergessen) und spiele heute ein anderes Golf, als damals. Heute ist es mir wichtig, dass die Annäherung hoch fliegt und sanft landet. Ich versuche viel mit den Eisen zu spielen und trainiere wirklich intensiv das „kurze Spiel“, da ich verstanden habe, dass ich mit 70 Jahren keine wirkliche Verbesserung meiner „Längen“ erwarten kann. Ich trainiere unverdrossen das dämlichen Bunker-Spiel und hoffe, irgendwann so cool zu sein, dass ich das Grün vom Par 3 anspiele, ohne Angst zu haben, im Bunker zu landen. Denn: Die Profis spielen aus dem Bunker lieber, als aus dem Vorgrün! Und wenn es noch 5 Jahre dauert: Ich arbeite daran! In meinem zwanzigsten Golfjahr bin ich zwar immer noch zu blöd für die „Basics“, aber ich spiele wieder brav Turniere, habe keine Angst, dass mein Handicap „eventuell“ abkacken könnte (Wie so viele von uns alten Golfern, die auf ihren Spielvorgaben sitzen, wie die Glucke auf dem Ei) und werde auch akzeptieren, wenn es halt wieder schlechter wird.
Mitte August fand das traditionelle „Pink-Ribbon-Turnier“ statt, das in diesem Jahr zum ersten Mal auch auf die Krebsvorsorge der Männer aufmerksam machen wollte und nun „Pink and Blue Ribbon“ hieß. Ich fand als pinke Lady das viele Blau zwar ein bisschen doof – aber das war nur meine persönliche Meinung. Ich hatte wieder die Ehre, mit meinem ehemaligen Lehrer Simon Jacombs den Chatman-Vierer zu spielen. Wir spielten zusammen tolles Golf und errangen hinter Florian (HCP- 3,8) und seiner Mutter den 2. Platz der Bruttowertung! Es gibt natürlich auch das Photo vor dem 1. Abschlag:
Ich habe mich sehr gefreut, als Simon sagte, dass er meine Fortschritte sehen könne – dass ich mit viel mehr Selbstbewusstsein die Eisen aufs Grün schlagen würde, als noch vor einem Jahr. Und da wir ja nun wirklich nur einmal im Jahr eine Runde zusammen spielen, freute mich seine Einschätzung sehr! Er konnte mich sogar überreden, vom Herrenabschlag an Loch 16 mit dem Driver das Grün anzuspielen …… Und tatsächlich landete der Ball nicht im Wasser, sondern im Bunker! Juchuuuu….. Es war wieder ein toller Golf-Tag und jedes Jahr wieder bin ich ganz gerührt, dass mein alter Lehrer diese Runde mit mir spielt. Danke, Simon!
Es nahte das Clubmeister-Wochenende! Im vergangenen Jahr konnte ich wegen terminlicher Verpflichtungen nicht daran teilnehmen. Doch in diesem Jahr gab es keine Ausrede. Ich hatte so viel trainiert, so viel Unterricht genommen und so viel gespielt, dass keinen Grund gab, mich nicht anzumelden. Außer der Angst, mich in Grund und Boden zu blamieren……… (Und mein Ego hasst es, wenn ich mich blamiere!) Allerdings offenbarte ein Blick auf die Liste der Teilnehmerinnen, dass im letzten Jahr wirklich gute Spielerinnen in unsere AK 65 quasi „aufgestiegen“ waren, so dass nach einem Blick auf die HCPI’s klar war, dass die Plätze auf dem Treppchen schon vergeben waren. Meine zwei dritten Plätze der Vergangenheit würden wohl auf Nimmerwiedersehen Geschichte bleiben. Aber egal, ich meldete mich zur CM an und ging am Freitag mit dem Gefühl ans erste Tee, dass eigentlich nichts schiefgehen konnte. Ich startete am 7. Platz von 11 und landete am Sonntag als 6. von 11 Spielerinnen. Auf der ersten Runde hatte ein 4-Abschlag-Loch das Ergebnis versaut, aber am Ende spielte ich eine 101 und eine 97 und landete mit 198 Schlägen gar nicht mal so schlecht fast in der Mitte des Feldes. Das mit dem „Blamieren“ hatte nicht statt gefunden und ich freute mich echt darüber! Wenn nur 11 von so vielen Ladies über 65 Jahren im Club an dem Wettbewerb überhaupt teilnehmen, ist es doch wohl nicht blamabel, als 6. zu landen. Oder?
Ich verabschiedete mich aus Gatow für eine kleine, familiäre Kurzreise, die mich in das tolle Golfressort Weimarer Land und in den Golfclub Rothenburg führen würde. Ende September würde ich noch einmal den Kampf um die Schläge aufnehmen und die letzten 3 Vorgaben wirksamen Turniere in Gatow spielen. Ich würde doch gerne eine 21 vor dem Komma sehen……..
……………………wird fortgesetzt