Im Mai fragte mein Lehrer Simon, ob ich Lust hätte, mit ihm in einem Charity-Turnier im Team zusammen zu spielen. Lust? Ich wurde fast rot und fühlte mich wirklich geehrt! Der Termin am 2.Juli wurde in allen Kalendern festgetackert und nichts hätte mich dieses Spiel absagen lassen. „Pink Ribbon“ bedeutet weltweit das Engagement für Krebsvorsorge, speziell für die Brustkrebstvororgee bei Frauen. Unter der Schirmherrschaft von Pink Ribbon bieten unterschiedliche Initiativen Information und Hilfe im Krankheitsfall für die Betroffenen, aber auch für die Angehörigen und besonders für Kinder. Der Erlös des Turniers würde dieser Organisation zufließen. Der Austragungsmodus hieß „Chapman-Vierer“ und ergänzte sich noch um die Kleinigkeit, dass wir Damen von den gelben Abschlägen und die Herren von den Roten abschlagen mussten. Hmmmmm…….

Nach den gruseligen Erfahrungen der zwei Matchplays vor ein paar Jahren, hatte ich mich vollkommen von allen Aktivitäten des Untereinander-Spielens, Spaßturnieren und sonstigen Vergnüglichkeiten zurückgezogen. Ich wusste weder, was ein „Klassischer“ Vierer, geschweige denn ein „Chapman“ Vierer bedeuten würde. Das mit den gelben Abschlägen probierte ich allerdings am Tag vorher während einer privaten Runde mit meinem freundlichen Mentor Dieter, um mich am Turniertag nicht komplett zu blamieren…… Pinkfarbene Assecoirs nannte ich aber genug mein Eigen und Simon erklärte sich sogar (zähneknirschend) bereit, mit meinen pinken Bällen zu spielen. Und tatsächlich versammelten sich zum morgentlichen Kanonenstart jede Menge Golfer in pinken Hemden, Mützen, Socken und Schals. Da Simon bis kurz vor dem Start mit der Organisation beschäftigt war, schlugen wir vom ersten Tee ab, was ihm Zeit sparte, durch die Pampa zu einem der hinteren Abschläge zu laufen. Für mich bedeutete das erste Tee einen vertrauten Ablauf des Spiels, was nicht unwichtig ist.

Unsere Flightpartner stellten sich als eine lustige Mischung aus Chef und Mitarbeiterin vor. Die junge Dame trat mit HCP 53 an, ihr Chef mit einer guten 17. Da Simon mit HCP 0 gewertet wurde, schaute ich etwas neidisch auf die vielen Vorgabenstriche des anderen Teams auf dem Scorezettel. Wir traten mit Vorgabe 17 an und mussten Bogeygolf spielen, Thomas und Julia verfügten über komfortable 41 Schläge. Hmmmmmm…..

Da ich auf der Proberunde mit Dieter am Vortag schon einiges kapiert hatte, lief die erste Bahn auch programmgemäß. Bis auf… ja leider, bis auf den 50 Zentimeter-Putt, den ich zum Par lochen musste. UND ES VERKACKTE! Und genau da beginnt die Scheiße mit dem Team-Spielen. Natürlich wiegelte Simon ab und tröstete mich. Bogey wäre doch genau im Plan…. Aber ich schämte mich trotzdem in Grund und Boden. Und DAS ist einfach schlicht und ergreifend der Unterschied zum einsamen Einzelspiel: Was ich da versaue ärgert mich zwar heimlich maßlos, interessiert aber keinen anderen. Ok, abgehakt.

Am zweiten Loch gelang mir ein guter Schlag aufs Grün und ich konnte die Panik abschütteln. Ein guter Schlag am Vierten und im weiteren Verlauf ein paar gute Putts beruhigten meine Nerven. Und ich konnte endlich das genießen, warum ich mich so auf dieses Spiel gefreut hatte: Beobachten zu können, wie ein Professional Golf spielt. Über 18 Loch und im Modus eines „echten“ Wettbewerbs. Benefiz hin oder her, die Ergebnisse würden an der Wand im Clubhaus und im Internet veröffentlicht werden und somit schon „offiziell“ sein. Zwar nicht vorgabewirksam, würde „Pink Ribbon“ doch Aufmerksamkeit im Club erfahren….. Darum war mir schon klar, dass Simon die Sache ernst nehmen würde und ich auf jeden Fall versuchen musste, mein Bestes zu geben, um so gut wie möglich mithalten zu können – oder besser gesagt: um das Ergebnis nicht vollkommen zu ruinieren.

Meinen Lehrer nach 3 Jahren Unterricht auf einer echten Golfrunde beim Spiel beobachten zu können, war wirklich Klasse! Neben einigen wunderschönen Zauberschlägen, wie zum Beispiel der Einsatz vom Driver auf dem Fairway und einem Troubleshot aus dem Wald über 150 Meter zurück aufs Fairway, beindruckte mich seine konzentrierte Vorbereitung auf jeden Schlag. Egal ob Abschlag oder Putt. Sehen, abwägen, entscheiden und schlagen. Im Modus der vollen Konzentration:

Simon nahm sich die Zeit, ohne Hektik und affektiertem Getue seinem Schlag genauso viel Aufmerksamkeit zu widmen, wie er meinte, es wäre angebracht. Bei langen Schlägen etwas kürzer, in der Nähe und auf dem Grün und manchmal sehr viel länger. Je nachdem……. und es war toll, ihm zuzusehen.

Die Tatsache, dass sich die beiden Männer im Flight kannten, mochten und respektierten und wir beiden Mädels unser Bestes gaben, ließ die knapp 5 Stunden Spiel wirklich und ehrlich zu einem echt schönen Erlebnis werden. So entspannt und frei von Missgunst und Neid hatte ich vorher noch kein Teamspiel erlebt. Klar – es ging nicht um die Heilige Kuh HCP, aber um Ruhm und Ehre ging es ja trotzdem ein kleines Bisschen. Natürlich notierte ich brav alle Ergebnisse auf dem Scorezettel, konnte aber nicht wirklich beurteilen, wie gut oder schlecht unser Spiel abschneiden würde. Im Gegensatz zu meinen Einzelspielen, die ich jederzeit mitrechnete und auf den Punkt genau wusste, ob Erfolg oder Blamage am Ende herauskommen würden. Beim Pink Ribbon Chapman-Vierer ging ich auf die Terasse, ohne auch nur die Spur einer Ahnung zu haben, ob Simon und ich die Aufgabe gelöst hatten…… oder nicht. Das Grillbuffett schmeckte, während oben auf der Leinwand schon die Schnappschüsse von der Runde zu sehen waren. Zwei junge Clubmitglieder hatten während der ganzen Runde alle Teilnehmer fotografiert und somit das Geschehen für die Nachwelt protokolliert! Bei der Siegerehrung erklärte unsere Ladiescaptain Renate noch einmal, was Pink Ribbon und die angeschlossenen Organisationen bedeuten und dankte uns allen für unsere Teilnahme. Das Golflabel Golfino sponserte die Preise für die Gewinner: Im Segment ab Netto 43,4 hatten unsere Flightpartner Thomas und Julia den Ersten Preis gewonnen. Super!

Als es spannend wurde und der Bruttopreis vergeben wurde, hielt ich die Luft an. Und tatsächlich: Simon und ich hatten den Bruttopreis mit zwei Schlägen Vorsprung und 25 Punkten klar gewonnen! MANNOMETER! DAS WAR KLASSE!

Wir nahmen unsere Golfino-Gutscheine entgegen und Gottseidank ging die Bruttorede irgendwie im Gewusel unter, denn alle Mitspieler sollten sich zum Gruppenphoto vor der Terrasse versammeln. Ich finde, die Truppe sieht – mit viel Pink – doch echt Klasse aus:

Zum Abschluss gab es nochmal ein Siegerphoto:

Obwohl ich ja nun – leider- furchtbar ehrgeizig bin und nur zählbare Siege (sprich HCP-Verbesserungen) als wirklich gelungen empfinde, wird mir dieser Golftag sicher lange in Erinnerung bleiben. Der erste Bruttosieg ( und wahrscheinlich auch der Letzte) und gleichzeitig die erste Pro/Am Runde nach 12 Jahren Golfspielen. Whow! Und wer es nicht glaubt, dass ich das nicht vergessen werde, dem sage ich, dass ich mein erstes Birdie auch nie vergessen habe: Das war vor ungefähr 100 Jahren in Semlin am 13. Loch zusammen mit Tino und wir haben bei 35 Grad Hitze einen Birdie-Schnaps aus Tinos Flachmann getrunken!