Golf Blog Berlin

2008 - Die fünfte Saison: Wenn nicht jetzt - dann nie!

Die vergangenen zwei Jahre mussten in der Rückschau als (fast) komplette Zeitverschwendung abgebucht werden.

Bitter - aber leider nicht zu ändern.
Es ging mir inzwischen mehr als nur an die Ehre, auf den verschiedenen Runden mit Spielern zusammen zu treffen, die sich innerhalb eines, zwei oder drei Jahren in die Bereiche der 20iger Handicaps gespielt hatten. Zudem oft - und da wurde die Sache wirklich bitter - mit deutlich weniger Aufwand an Zeit und Geld, als ich Jahr für Jahr investiert hatte.

Wenn ich diesen verrückten Sport nicht so lieben würde, die Plätze, die Natur und natürlich die unerklärliche Euphorie, wenn der Ball dann doch endlich einmal so fliegt, wie ich es mir vorgestellt habe, wenn dies alles nicht wäre, müsste ich eigentlich das Fazit ziehen, es wäre doch klüger, Golf zu vergessen und endlich einen Yoga-Kurs oder eine Kochschule zu besuchen. Ich hasse Yoga und ich kann kochen!

 


Die schon in der letzten Saison deutlich gewordenen Erkenntnisse sollten in dieser neuen Saison nun rigoros und kompromisslos umgesetzt werden:
1. Mindestens einmal im Monat eine Trainerstunde zu nehmen, um sich einschleichende Fehler sofort zu korrigieren.
2. Mehr private Übungsrunden als Turniere zu spielen.
3. Endlich damit zu beginnen, mit gezieltem Training auf dem Übungsgelände an einzelnen Schlägen konzentriert zu arbeiten. (Und nicht bloß 15 Minuten)
4. Damit zu beginnen, detaillierte Aufzeichnungen über die Trainerstunden, die darin enthaltenen Lernschritte und Übungen anzufertigen.
Im Laufe des vergangenen Winters hatte ich ungezählte Bücher über Golf gelesen. Man könnte fast sagen "verschlungen", bis die einschlägigen Regale im Buchhandel nichts Neues mehr hergaben. Der Lesehunger war mit dem witzigen Episodenbuch von Egon Pletsch "Der Weg der weißen Kugel" angefüttert worden, dann folgte die Autobiographie von John Daly, bis ich schließlich bei Büchern landete, die sich mit Technik und Konzeption des Golfspiel befassten.
Obwohl die Autoren vollkommen unterschiedlichen Golf-Generationen angehörten (Tiger Woods contra Harvey Penick) zog sich doch ein Credo durch alles Geschriebene:
Der Score entscheidet sich im kurzen Spiel!
Und leider stimmten auch alle Autoren mit folgender Aussage überein:
Das kurze Spiel (Chips, Pitches, Bunker und Putten) kann nur durch intensives und ausdauerndes Üben erlernt werden. *Grrrrrr*
Bob Rotella "Golf ist Selbstvertrauen" formulierte es so:
"Alles, was sich zwischen Abschlag und einer Entfernung von hundert Metern zum Loch ereignet, ist unbedeutend im Vergleich zu dem, was anschließend noch passiert."
Das saß!


Natürlich, mit getoppten Hölzern und Eisen war der Weg bis in den Hundert Meter Bereich auch nicht zu schaffen, klar. Ohne präzise, lange Schläge würde der schönste Chip an die Fahne auch nichts mehr nützen, um den Score zu retten. Logisch!
Doch hatte ich endlich begriffen, dass es nur mit einem guten (und verlässlichen) kurzen Spiel überhaupt weitergehen würde. Dass ein Birdie nur möglich sein würde, wenn der Chip oder Pitch so nah an der Fahne liegen würde, dass der Ball mit einem Putt eingelocht werden könnte.
Ob ich draußen auf dem Fairway einen Schlag über 110 oder 130 Meter machen würde, war dagegen wirklich nur zweitrangig.
Und es gab noch eine Tatsache, die alle Golfschreiber irgendwann erwähnten:
Kuck dich auf dem Übungsgelände deines Clubs um und du wirst Heerscharen von Golfern auf der Driving Range sehen, die eimerweise Bälle in die Gegend schmettern und wahrscheinlich niemanden, der konzentriert am Chipping- oder Putting-Green arbeitet.
Ich kuckte und musste feststellen: Stimmt auffallend!
Und erinnerte mich auch sofort daran, im vergangenen Sommer Miriam Nagel (eine deutsche Golfprofessional) am Chipping-Hügel in Semlin beobachtet zu haben, wie sie einen ganzen Nachmittag lang unverdrossen Ball für Ball an die Fahnen chippte.
Gut - Miriams Trainingfleiß soll sicher nicht für mich zum Maßstab werden, doch er zeigt eindeutig in die richtige Richtung: Meine Philosophie der vergangenen Jahre, die da lautete: "Gehe auf den Platz und übe im Gelände" gehörte wohl leider in die Kategorie "untauglich" und wurde ab sofort eingemottet.
Die 3 Golfreisen in der Wintersaison 2007/2008 und dickköpfige, private Runden auf einem teilweise überfluteten Platz Berlin-Gatow und in Semlin im März und April 2008 hatten die dazu beigetragen, dass die golffreien Monate fast spurlos an mir vorüber gegangen waren. In Übereinstimmung mit den neuen Erkenntnissen begann ich die "echte" Golfsaison 2008 auch sofort mit mehreren Trainerstunden, vielen privaten Runden und einsamen Übungsstunden.


Die Trainerstunden wurden ordentlich protokolliert und auch mit den entsprechenden Kapiteln der Lehrbücher verglichen. Dass ein Satz neuer Eisen für die sich abzeichnende Verbesserung des Spiels verantwortlich war, glaubte ich allerdings eher nicht. Es war einfach nur an der Zeit, die alten Schläger nach 4 Jahren auszuwechseln.
Etwas Grundlegendes hatte sich seit dem vergangenen Jahr verändert:
Während der Spiele auf den Reisen und durch das viele Lesen hatte ich begriffen, was mir in den vergangenen vier Jahren niemals in den Sinn gekommen wäre:
Die Qualität des Schlages ist wichtig!
Ein getoppter Schlag mit dem Eisen aus 50 Meter Entfernung, der nur mit Ach und Krach auf dem gegenüberliegenden Hang per Zufall zum Liegen kam, interessierte mich plötzlich nicht mehr. Egal, ob danach mit 2 Putts das Loch beendet werden konnte. Ich hatte begriffen, dass der Schlag einfach nur Mist war und es nötig wäre, einen präziseren, hohen und berechenbaren Schlag zu beherrschen. Innerhalb eines halben Jahres hatten sich die Dimensionen vollkommen verändert: Der Annähungsschlag im Radius von 50 Metern muss bis dicht an die Fahne gehen!
So dicht, dass vielleicht ein einziger Putt zum Einlochen reichen und der Score sinken würde. Plötzlich, nach 4 Jahren intensiven Golfspiels hatte ich begriffen, worum es geht:
Nur wenn du den 60 - 30 - 20 - Meterschlag neben die Fahne legen kannst und (vielleicht) nur noch einen Putt brauchst, kannst du besser werden.
Am 3. Mai 2008 spielte ich während einer privaten Runde das beste Golf meines (bisherigen) Lebens:
44 Punkte und 104 Schläge

OK, dass ein zum Par eingelochter Schlag aus dem Bunker nur unter dem Motto: "Da war aber das Loch im Weg....", abgebucht werden musste, war klar. Doch konnte ich die damit erzielten 2 Punkte gut mit einem vertrödelten Abschlag und zwei knapp verschlagenen, kurzen Putts verrechnen. Zum ersten mal spielte ich eine komplette Runde über 18 Loch auf einem annehmbaren Niveau! Drei oder vier "vernünftige" Entscheidungen für ein langes Eisen und gegen das 3er Holz trugen sicher nicht unwesentlich zu diesem Erfolg bei.
Wenn es auch immer noch schwer fiel!

 

Bis Anfang Juni absolvierte ich 7 Trainerstunden zu unterschiedlichen Themen, die ich selbst bestimmte und machte Aufzeichnungen über das Erlernte. Und wie ich es mir vorgenommen hatte, verbrachte ich Stunde um Stunde am Chipping-Green, das wir Semliner aufgrund seiner erhöhten Form den "Feldherrenhügel" getauft hatten. Endlich, Anfang Juni konnte ich die Erfolge auch offiziell bestätigen und erspielte mir die 35,5.
Klar, mein Handicap ist für den allgemeinen Weltfrieden von relativ untergeordneter Bedeutung. Zynisch gesehen, könnte es auch mit dem berühmten Sack Reis in China verglichen werden, für den sich kein Schwein interessiert.
Doch - egal: Innerhalb von nur 3 Monaten hatten sich meine Eisenschläge vollkommen verändert. Die flachen, verhuschten Zufallstreffer waren hohen, fast auf der Stelle liegen bleibenden Schlägen gewichen und auch die Annäherungen zeigten langsam Erfolg.
Scheinbar hatte ich den richtigen Weg gewählt!
Nach einigen Rückschlägen mit den 3er Holz (immer wieder gehackt oder getoppt) durfte ich zum Ende der Saison dann doch noch auf einen Erfolg stolz sein: Als Lohn der Mühe erspielte ich mir im August mit 45 Stablefordpunkten die 31,5!


Whow! Nach fast 5 Jahren begann ich nun langsam, wenn auch nur sehr langsam, "Golf" zu spielen. Die hohen, weit in den Himmel fliegenden Bälle begeisterten mich genauso, wie die hart geschlagenen langen Schläge, die weit vorne auf dem Fairway ausrollten und eine Chance zum Angriff des Grüns boten.
Leider gab es in diesem, schon langsam wieder ausklingenden Sommer auch Trauriges zu akzeptieren: Mein junger Lehrer Ralf konnte die Atmosphäre in Semlin nicht mehr ertragen und kündigte seinen Vertrag, um in den Golfclub Hannover/Insernhagen zu wechseln. Das und einige andere, unschöne Dinge rund um das Management des Hotels, ließen die Entscheidung nicht schwer fallen: Good Bye Semlin - Welcome Gatow
Nach 5 Jahren ging damit nun eine schöne Zeit zu Ende.


Schade, denn gerade in diesem Jahr hatte ich endlich im Golfclub Semlin die Akzeptanz erfahren, die ich am Anfang so schmerzlich vermisst hatte: Begrüßungen, Geplauder auf der Terrasse, spontane Runden mit Bekannten aus dem Club und feuchtfröhliche Absacker abends an der Bar. Nachdem ich nun endlich in die Gemeinde der Clubmitglieder aufgenommen worden war, hieß es Abschied nehmen. Schade - aber nicht zu ändern.
Ende September trafen wir uns noch einmal, um zusammen Golf zu spielen: Meine Freundin Ute aus Hamburg, Tino und Thomas, der in diesem Sommer unter meinen Augen einen Eagle auf der Eins gespielt hatte, zum wahrscheinlich letzten Mal in Semlin zusammen und spielten eine schöne Runde:

 

 

 

 

Auch für Ute ging diese Saison versöhnlich zu Ende, schaffte sie doch zum ersten Mal (!) den blöden Teich an der 18 zu überwinden und stolz mit einem echten Stablefordpunkt einzulochen:

 

 

 

 

Es waren vier tolle Jahre:

 

 

 

 

Mit diesem (vielleicht) etwas schwermütigen Bild vom morgendlichen, menschenleeren Golfplatz Semlin verabschiede ich mich nun von den Anfängen meines "Golferlebens" und freue mich auf eine neue Saison 2009 im Golflub Gatow-Berlin:

 

 

 

 

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