Golf Blog Berlin

2009 - Golfen in Portugal:


Wenn ich irgendjemanden erzähle, dass ich im Urlaub im Dezember 9 Tage lang von morgens 9 Uhr bis abends 17 Uhr mit mir selber mausallein Golf gespielt habe, dann tippt sich dieser Irgendjemand garantiert im Geist mit dem Zeigefinger an die Stirn: "Die hat 'se ja nich alle..."
Ok, damit kann ich mit leben.


Aber dann wollte ich doch mal wieder mit anderen Menschen zusammen spielen und reiste mit meinem langjährigen Trainer Ralf und einer kleinen Gruppe von Spielern aus meinem alten Golfclub Semlin am See Mitte Januar 2009 nach Portugal an die Algarve.

 

Die Reise sollte einerseits den Abschied von Ralf und meinem alten Club markieren, andererseits aber natürlich auch die Gelegenheit zum gezielten Training bieten.
Das Schlechte vorweg: Das gebuchte 5 Sterne Hotel hielt Winterschlaf und wir waren mehr oder weniger bis auf eine Handvoll versoffener Engländer die einzigen Gäste in der riesigen Bude. Die Qualität und Menge der gastronomischen Erzeugnisse, sowie die jämmerliche Unprofessionalität des Personals erinnerte stark an die vor langen Jahren besuchten sozialistischen Herbergen in Kuba oder Bulgarien. Den Höhepunkt des kulinarischen Desasters bildete ein Frühstück ohne Buffet, das mit einem kargen "Gruß aus der Küche" als Tellergericht für die hungrigen Mägen am frühen Morgen um sieben Uhr Befriedigung schaffen sollte:

 

 

 

 

Die Stimmung sank ins Bodenlose, zumal der Wettergott sein Übriges tat und Regen und Sturm nur 3,5 Golfrunden während der einwöchigen Reise zuließen. Tino - mein Golffreund aus Magdeburg - kommentierte ernüchtert: "Das waren die 3 teuersten Golfrunden meines Lebens......"


Den Höhepunkt der wettertechnischen Misere bildete am letzten Tag eine blauschwarze Wolkenwand, die sich weltuntergangsmäßig mit Sturmböen und Hagelschlag direkt über unserer kleinen Truppe entlud, die sich gerade auf der 3.- 4. und 5ten Bahn des Golfclubs Morgado befand. Eigentlich wollten wir irgendein Wettspiel mit "Aggregat" spielen, doch Kälte und Nässe blieben die wirklichen Sieger. Wir gaben auf und fuhren pudelnass und lebensbedrohlich unterkühlt ins Hotel zurück. Wo - wie hätte es auch anders sein können - die Saunaanlage zur alljährlichen Wartung gesperrt war.
Mist!
Nach meinen wunderbaren 10 Tagen in Gran Canaria im Dezember, beschloss ich im Stillen, dass der europäische Kontinent in den Wintermonaten von November bis März wohl doch zu risikoreich wäre und in Zukunft das Golferglück zu dieser Jahreszeit wohl eher auf den Kanaren gesucht werden sollte.

 

 

 

 

Aber neben den Miseren gab es aber auch Erfreuliches auf dieser Reise zu erfahren: Ralf zog trotz Kälte und Sturm sein Trainingspensum durch und die kleine Truppe wurde wieder einmal durch alle Stationen des Golferdaseins geführt: Putten - Troubleshots - Chippen - Pitchen - Bunker. Da ich nun schon bei der 3. Trainingsreise dabei war, konnte ich einen wirklichen, persönlichen Fortschritt registrieren: Endlich kapierte ich, wovon Ralf bei seinen Erklärungen zu den verschiedenen Schwüngen redete! Whow! Diese Erkenntnis zauberte sogar während der ungeliebten Trainingstunden ein kleines Lächeln ins Golfergesicht:

 

 

 

 

In den Jahren zuvor hatte ich immer nur brav mit dem Kopf genickt, "ja - ja" gemurmelt und eigentlich Null Ahnung gehabt, worum es eigentlich ging.
Das Studium der verschiedenen Lehrbücher und das intensive Training im Vorjahr hatten wirklich viel bewirkt: Endlich begriff ich, wovon Ralf redete! Was eine Hanglage berauf und bergab bedeutete, die elementare Wichtigkeit des Kurzen Spiels und aller damit verbundener Schläge, Stand, Ballposition usw... usw....
Abends machte ich im Bett brav meine Aufzeichnungen und verglich sie mit den entsprechenden Stellen in den mitgebrachten Büchern. Sollte ich doch noch in die tiefen Mysterien des Golfspiels eindringen?

 

 

Wir spielten 3 Plätze: Salgados, Alamos und Morgado.
Und da ich ja eine brave Golferin bin, studierte ich vor jedem ersten Abschlag das Rating des jeweiligen Platzes und musste feststellen, dass die Plätze weit unter unserer deutschen Heimat gelistet waren. Auf Saldagos musste ich sogar mit einer 29 antreten. (9 Schläge weniger als in Semlin) Noch nie zuvor - mein Handicap resultierte ja auch erst vom August 2008 und war danach noch nie bestätigt worden - hatte ich mit einer so geringen Vorgabe gespielt! Als auf der Runde nach einem netten gespielten Par nur noch 3 Punkte auf der Scorekarte zu verzeichnen waren, sank meine Stimmung: Wie? So wenig?
Na klar: Ein einfaches Par Drei, nur noch einen Schlag vor, macht bei Par leider nur 3 Punkte "Huuuuuuuuuuhhhhh" ist das schrecklich. Ich flachste mit Tino im Buggy:
"Ich will mein altes Handicap wiederhaben. Da hab ich doch wenigsten 5 Punkte beim Par gekriegt." Das Leben ist schwer! Allemal für einen Golfer!
Als sich am Ende der Reise herausstellte, dass nur Tino und ich so blöd gewesen waren, korrekt nach dem in den jeweiligen Clubs ausgehängten Rating des Platzes zu spielen und alle anderen unserer Gruppe quasi nach der schwereren "Heimatvorgabe" abgerechnet hatten, grummelte ich ein bisschen vor mich hin. Aber nur kurz. Die Erfahrung, auf den 5 leichtesten Bahnen nur noch einen Schlag "vor" zu haben, war die Sache aber allemal wert! Scheiß drauf!
Auf jeden Fall war ich von den 5 Frauen auf der Reise wenigstens die 2. geworden, und nicht - wie ein Jahr zuvor - die Letzte! Ha!
Auf der Rückreise nach Berlin war mir sehr deutlich bewusst, dass nun endgültig eine Ära zu Ende ging: Ralf hatte die Koffer gepackt und würde im Februar einen neuen Lebensabschnitt im Golfclub Hannover beginnen und ich würde die Teilnehmer dieser unvergesslichen Trainingsreise (bis auf Tino natürlich) voraussichtlich nur zufällig wiedersehen und das kommende Jahr in Berlin im Golfclub Gatow spielen.
Darum sag ich jetzt mal "Tschüss" zu Ralf und verabschiede mich mit einem letzten Photo:

 

 

 

 

 

 

Aber halt: Dieses Motiv ist neu, denn ich habe noch nie so dicht - quasi nur einen Steinwurf weit entfernt - vom Meer Golf gespielt. Beim Einputten hörten wir das wilde Rauschen der Brandung und konnten die salzige Gischt einatmen. Das war schon ein besonderes Erlebnis und ich danke unserem Mitreisenden Wolfgang für dieses beeindruckende Photo:

 

 

 

 

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