Golf Blog Berlin

2016: "Juchu, ich kann's...."

 

( Ähäm.... leider nicht, war nur Spaß)

 

 

 

 

Klar, ich kann's natürlich nicht.

Aber ich bin näher dran, als jemals vorher.

 

Im Frühjahr 2016 ist seit Jahren zum ersten Mal auch wirklich alles perfekt: Traumhaft mildes Golfwetter, sodass die Sommergrüns schon Ende März geöffnet werden.

Zum ersten Mal seit einigen Jahren keinerlei körperliche Beschwerden und keine zeitraubenden Arztbesuche.

Ruhe in Job und Familie.

Golfunterricht, der lückenlos an die letzten Stunden im Herbst anschließen kann.

Und mein eiserner Wille, jetzt oder nie Fortschritte zu machen!

 

Natürlich bin ich mir im Wintermonat Februar schon ein bissel blöd vorgekommen, als einziger Mensch Stunde um Stunde am Pitching-Green eimerweise Bälle zu chippen und zu pitchen, während alle anderen Golfverrückten winterfest gekleidet und hochmotiviert dem ersten Abschlag zustrebten. Das interessierte mich aber Null die Bohne. Egal, was die anderen Mitglieder über mich dachten. Über den nassen Platz zu wandern und halbherzig Bälle auf Wintergreens zu schlagen, machte mich nicht so wirklich an......

 

Ich wollte nun endlich unbedingt lernen. Und das am liebsten auf einer menschenleeren Anlage! Die langen, hohen, gepitchten Bälle über 40 bis 70 Meter zur Fahne sind einfach zu gefährlich zu üben, wenn da rechts und links irgendwelche Hanseln rumwuseln. Das konnte ich im Sommer oder Frühling einfach nicht machen. Wenn da ein Topper raushaut, ist mindestens ein Golfer schwer verletzt. Also blieb ich bei meinem Plan:

Wetter gut

Knochen intakt

Zeitfenster vorhanden

Also übe auf der Anlage und latsche nicht über den Platz

 

Mindestens 2 mal 3 Stunden Training pro Woche auf der Range und am Pitching-Green. Die Vorgabe von Simon für die langen Bälle hieß: "Versuche, das Schlägerblatt zu schließen. Versuche, den Ball nach links fliegen zu lassen."

 

Doch leider biss ich mir daran die Zähne aus!

Ich schaffte es einfach nicht, diesen dämlichen Ball kontrolliert nach links fliegen zu lassen. Die Kontrolle des Schlägerblattes wurde zu meinem persönlichen Waterloo. Das kriegte ich einfach nicht hin. Die langen Schläge mit Holz 5 auf der Range konnte ich ums Verrecken nicht kontrolliert nach links fliegen lassen. Das "funzte" einfach nicht......

 

Wenn ich mich aber konzentrierte und die Bewegung spürte, schaffte ich es in diesem Winter wirklich, 20 kurze Bälle hintereinander über eine bestimmte Distanz fliegen und gen Fahne ausrollen zu lassen.

Das war toll!

Das war besser als alles, was mir in den vergangenen Jahren gelungen war. Auch die Loops wurden ab und zu wirklich toll: Himmelhohe Schläge mit den kurzen Eisen. Auf dem winterlich, menschenleeren Pitchingreen konnte ich diese Schläge mit den Wedges, Eisen 9 oder 8 üben, ohne dass ich Angst haben musste, jemanden zu verletzen. Ob dieselben Schläge dann allerdings auch später im Sommer auf dem Platz gelingen würden, wenn es um Punkte und den Score ginge, war eine andere Frage. Das würde sich erst bei den ersten, vorgabewirksamen Turnieren zeigen.

 

Mein Ziel im Winter 2016 war klar: Ich möchte jeden Schlag auf das Grün selbstbewusst und sicher schlagen können. Egal, ob ein voller Schlag mit der 7 oder dem Wedge. Ob ein Chip über 30 Meter oder ein ganz kurzer Schlag über 3 Meter zur Fahne. Natürlich erreichte ich dieses Ziel nicht ganz, aber nicht wenige Schläge fühlten sich einfach toll an!

 

 

 

 

Aber das ist natürlich kein Grund, gemütlich auf meinem Hintern zu sitzen und mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen! Nix da!

Ende März beginne ich wieder mit dem Unterricht bei Simon und sage ihm auch, dass ich auch diese Saison noch einmal komplett mit ihm durchziehen will. Das vorrangige Ziel ist dabei immer noch, mehr Weite zu erreichen. Ohne dass ich die ersten beiden Schläge in der Summe 40 oder 50 Meter weiter schlagen kann, sind alle Träume vom 18zehner HCP Schall und Rauch......

 

Ich freue mich nun zum Anfang des neuen Golfjahres aber über eine wirklich tolle Sache: Im Mai darf ich auf die Trainingsreise der Senioren-Damen nach Fleesensee mitfahren! Whow! Und wenn ich auch die nächsten Jahre nur der Ersatz vom Ersatz bleiben werde, freue ich mich wirklich von ganzem Herzen über die Ehre, den 3-Tage-Trip mit den besten Damen des Golfclub Gatow mitmachen zu dürfen. Übrigens heißt es ja nun nicht mehr "Senioren-Damen". Das hat der Golfverband mal kurz und bündig abgeschafft. Es heißt jetzt AK 50 oder AK 65. Das erinnert mich so ein bisschen an die AKW's meiner politischen Jugend in den Siebzigern." Atomkraftwerke Nein Danke" hieß es damals. Das aber nur nebenbei.

 

Außerdem haben sie (Der deutsche Golfverband) nun auch endlich diese ganze unsinnige Rechnerei nach den Turnieren abgeschafft und alle CSA oder CSI (Sorry, so heißen die tollen amerikanischen TV-Serien) nach kurzen Jahren wieder in die Tonne gehauen. In den Golfclubs ist viel unsinniges Geld für unsinnige Computerprogramme ausgegeben worden und nun wird schlußendlich doch wieder genauso gezählt, wie schon zu Beginn meiner Golfjahre. Punkt ist Punkt und Ergebnis ist Ergebnis. Und aus die Maus.....

 

Ende Mai machte ich mich auf den Weg nach Fleesensee.

 

 

 

 

Ich freute mich wirklich sehr, mit den besten Damen des Clubs 3 Tage Golf spielen zu dürfen. (Obwohl ich ja auf Grund meiner Leistung eigentlich ja nicht wirklich dazu gehörte....)

Am ersten Tag spielten wir den Axel Langer Platz und ich schaffte gute 91 Schläge und unglaubliche 17 Brutto Punkte.

Na ja, Kein Wunder: Der Platz ist mal eben nur 4000 Meter lang und schnuckelig einfach zu spielen....... Ich freute mich wirklich über den 6. Platz in einer Runde von 20 Damen.

Das war's dann aber auch.

Der Tui-Platz und der Schloss-Platz überforderten mich total und ich kapitulierte vor den für mich unspielbaren Topfbunkern mit steilgraden Wänden. Eine 10, eine 12 und noch eine 10...... Schwamm drüber. Meine Flightpartnerinnen warteten aber geduldig, bis meine endlosen Versuche den Ball irgendwann doch endlich aufs Green fliegen ließen.

 

 

 

 

Während dieser drei Tage gingen viele Schläge daneben und toppten ins Nirwana - aber öfter als jemals zuvor gelangen mir gute, manchmal auch sehr gute Annäherungeschläge aufs Grün. Natürlich hätte ich furchtbar gerne bessere Ergebnisse gespielt. Doch leider läßt sich Golf nicht bescheissen. Der Flug und die Präzision deines Balles sind der unbestechliche Fingerabdruck deines Könnens. Daran führt kein Weg vorbei und da hilft auch keine Schön-Zählerei im Wettkampf.

Die drei Tage mit den Gatower Ladies in Fleesensee waren für mich wirklich und ehrlich eine Art Ritterschlag. Natürlich würde ich in Zukunft immer nur als Ersatz vom Ersatz zum Einsatz kommen...... OK?

Unsere Teamchefin Simone formulierte ihren Anspruch aber klar und deutlich: "Tina, über 65 Meter kannst du aber nun wirklich nicht mit dem Holz schlagen......"

Sie hatte mich erwischt, über 65 Meter mit dem Rescue aufs Grün zu chippen, weil ich Angst vor einem getoppten Eisenschlag hatte. Klar, das geht gar nicht... Da war sie mit ihrer Kritik eindeutig im Recht.

Simone hatte am letzten Tag auch Grund zur echten Freude und einem lauten "Juchuuu": Sie spielte den Schloss Platz einen Schlag über Par! Gratulation! Das ist grosses Golf!

 

 

 

 

Im Juni ging der Unterricht weiter.
Mein Lehrer Simon suchte immer noch nach meine richtigen "Knöpfen", die eine Veränderung der Bewegung bewirken könnten. Woran es fehlt, ist mir natürlich klar: Drehen- Drehen- Drehen und dann mit Kawumm den Ball fliegen lassen. Ohne eine ordentliche Schlägerkopfgeschwindigkeit möchte das Bällchen nun mal nicht richtig fliegen.....

Allein, es klappt nicht mit der Umsetzung.

MIST VERDAMMT!
Ein komplett in die Binsen gegangener Wettkampf kratzte schwer an meinem Selbstbewußsein. Wieder einmal schlich ich mit hängenden Ohren zum Parkplatz. Die "Terasse" konnte ich mir nach einem Ergebnis von 21 Stablefordpunkten einfach nicht antun..... So masochistisch bin ich einfach nicht. Damit die Stimmung in diesem Blog aber nicht komplett trübselig wird, poste ich einfach mal ein wirklich nettes Golfbild:

 

Christel im Schnee.....

(was im Juni natürlich Quatsch ist: Die Pappeln blühen)

 

 

 

 

Zwei weitere Turniere im frühen Sommer versöhnten etwas mit dem persönlichen Anspruch, nun mal endlich in die Töppe zu kommen und das HCP in Richtung 20 wandern zu lassen. Es gelangen zwar keine Unterspielungen - aber auch keine weiteren Komplettdesaster. 33 und 36 Punkte gingen mal gerade so in Ordnung. (Für mein Selbstbewusstein)

 

Mitte Juli erreichte uns Gatower eine traurige Mittleilung:

Peter Jacombs, der Vater meines Lehrers Simon, Ehrenmitglied, jahrelanger Mens-Captain, "Guter-Geist" und sowieso eigentlich Alles im Golfclub Gatow ist gestorben. Schlaf gut, Peter.... Ich werde nie vergessen, als deine Ehrenmitgliedschaft auf der Hauptversammlung verkündet wurde und alle Menschen im Saal - aber nun mal wirklich wirklich alle - dir stehend applaudiert haben. Minutenlang. Mir sind die Tränen runtergelaufen... Dir auch und allen, die diesen Moment als einen "Besonderen" empfunden haben. Denn wir wusssten damals schon, dass du schwer erkrankt warst und trotzdem dem Golfclub Gatow bis zum letzten möglichen Moment deine Energie und deine ganze Liebe gewidmet hast. Und wenn ich persönlich auch nur ein ganz kleines Teil der langen Geschichte des Golfclub Gatow bin, werde ich dich nie vergessen.

 

 

 

 

(Tina und Peter am ersten Tee beim Turnier "Oldies against Goldies" im Jahr 2010, meinem ersten Jahr als Vollmitglied)

 

 

Ende Juli hatte ich die "Sommer-Golf-Woche" in Semlin gebucht.

Um nicht ganz den Kontakt zu den alten Freunden und dem Club zu verlieren, aber auch, um meine Fortschritte zu überprüfen. Seit meinem letzten Besuch in Semlin war schon wieder ein ganzes Jahr vergangen und ich war neugierig, ob der Unterricht Früchte getragen hatte.

Allerdings hatte ich auch echt Bammel, komplett zu versagen und alle drei Turniere zu vergeigen. Das wäre echt peinlich gewesen........

Semlin ist knapp 400 Meter länger als Gatow und ich hatte seit zwei Jahren hier kein vorgabewirksames Turnier mehr gespielt. Aber egal - Augen zu und durch! Das Glück (oder die Intervention von Tino) ließ uns die beiden ersten Turniere in einem Flight spielen, worüber ich mich natürlich sehr freute:

 

 

 

 

Und tatsächlich: Die Abschläge flogen an fast allen Bahnen länger als jemals zuvor und auch viele Annäherungen gelangen mir besser, als in den vergangenen Jahren. Mehrere heimliche Dankesgebete gingen in Richtung Berlin zu Simon, dem geduldigen Golflehrer.

Mit 33 und 35 Punkten bewegte ich mich in der Mitte des Feldes und als am dritten Tag eine 29 nicht zum Puffern reichte, war es auch gut. 0,1 HCP-Punkte ließ ich nach 4 schönen Tagen gerne auf dem Grün am 18. Loch liegen. Abends wurde nach der Preisverleihung auf der Terasse gefeiert und die Jungs spielten "Nearest-to-the-pin" mit sabrierten Champagnerkorken.

(Wer nicht weiß, was "Sabrieren" bedeutet: Der Champagner wird mit Hilfe eines speziellen Säbels geköpft und der Korken fliegt unter großem Hallo weit nach vorne)

 

 

 

 

Der Kurztrip nach Semlin hat noch einmal deutlich gemacht, dass es ohne konsequenten Unterricht einfach nicht geht. Wer mehr möchte, als nur an der frischen Luft spatzieren gehen oder sich verbessern möchte, kommt am Ende um diese Erkenntnis einfach nicht herum.

 

Tschüs Semlin, bis zum nächsten Jahr:

 

 

 

 

Im August verfolgte ich den Olympischen Wettkampf der Golfer in Rio auf dem PC am Schreibtisch. Zum ersten Mal konnte ich ein Turnier mit deutschem Kommentar sehen und fand es Klasse. Der Wettkampf zwischen Rose und Stenson war wirklich beeindruckend. Genauso wie zwischen Henrik Stenson und Phil Mickelson während der Britsh Open 4 Wochen zuvor. Nur leider konnte ich während dieses Turniers ja nur die öffentliche "Billig-Version" von Sky sehen und verzweifelte an den englischen Kommentatoren.

Während Rio 2016 konnte ich zum ersten Mal zusammen mit einem deutschen Kommentator die einzelnen Spieler/Innen auf ihrem Weg über die Fairways und Greens verfolgen und war wirklich beeindruckt! Was für eine Konzentration und was für eine Technik! Whow! Wie leicht die Bälle aus den Bunkern flogen und wie präzise die Spieler auf den schweren Greens agierten... Einfach nur toll und ich war plötzlich, ganz allein zu Hause in Berlin, Tausende von Kilometer entfernt und mausallein vor meinem dusseligen PC, richtig stolz, dass ich, wenn auch nur als ein mikrobisch kleines Teil, doch ein bisschen zur Gemeinde der weltweiten Golfer dazu gehörte. Das ist ein ein tolles Gefühl. Ehrlich!

Darauf bin ich wirklich stolz.

 

Im Spätsommer kämpfte ich verbissen um die HCP-Verbesserung. Ich wollte unbedingt die 21 plus X. Verflixt noch mal! Ein Seniorenturnier mit 38 Punkten brachte mich der Sache zwar näher, doch leider versagten meine Nerven während der folgenden Wettkämpfe jeweils am 18ten Loch, als ich den LETZTEN verflixten Punkt schon auf dem Scorezettel hatte, ihn jedoch mit aus Nervosität vergeigten Annäherungen wieder auf dem Grün liegen lies. 36 Punkte sind schon echt die Höchststrafe, oder?

Trotzdem, wenigsten erkämpfte ich im August den 1. Platz bei einem Gatower Damenturnier......

 

 

 

 

..... was die Sache aber nicht wirklich besser machte. Leider!

Nach zähmen Kampf, EDS-Runden und den letzten Turnieren bei miesen Wetterbedingungen, machte ich mich am Ende der Saison mit 0,2 Punkten Verschlechterung vom Acker. Mist! So viel Training, so viel Unterricht, soviele Stunden auf der Range und am Ende ist alles für die Katz. Ist es nicht endlich mal Zeit, diesen Sport für Masochisten in die Tonne zu hauen und die Fliege zu machen?

 

 

Im Oktober ist meine Mutter gestorben und es war gut so.

Sie ist 93 Jahre alt geworden und als ich am letzten Abend bei ihr war um sie zu versorgen, wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde.

Und doch machte mich am nächsten Morgen der Anblick dieses winzig kleinen, toten Körpers sehr traurig.

 

Obwohl mit Simon in der vorherigen Woche schon der Winter-Trainingsplan besprochen war, beschloss ich nun, es für dieses Jahr gut sein zu lassen. Als Oberhaupt der Familie würde mit der Auflösung der riesigen Wohnung und all dem Formalkram so viel Arbeit auf mich zukommen, dass das Golftraining am Ende nur stören würde.

 

So verabschiede ich mich von diesem Golfjahr mit einem Photo, das ich Anfang Oktober früh am Morgen in die aufgehende Sonne am Pitchingreen in Richtung erstes Tee aufgenommen habe. Schön, nicht?

 

 

 

 

HALT..... ein Bild kommt noch:

Die pinken Golfbälle, die mir Heidi im September zum Geburtstag geschenkt hat als Golferstilleben. Bälle und Orchidee. Auch schön, oder?

 

 

 

 

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