Golf Blog Berlin


2009 - Malle, die Siebte:

Die Wintersaison 2008/2009 sollte mit einer letzten Reise zu Ende gehen: Golf Unlimited nach Camp del Mar in den Golfclub Andratx mit dem angeschlossenen Hotel Dorint. Ich hatte mir wie im Dezember auf Gran Canaria vorgenommen, jeden Tag von morgens um 9 bis abends um 6 nichts anderes zu tun, als Golf zu spielen! Ohne Mittagspause und ohne große Unterbrechungen.
Gesagt - getan!
Es sei nur am Rande erwähnt, dass sich alle anderen Spieler, denen ich von meinem Vorhaben erzählte, wohl wieder im Geist an die Stirn tippten und milde lächelten.


Doch wie schon in Gran Canaria war mir das schnurz und piepe.
Allerdings stellte sich schon am ersten Tag auf dem mir bis dahin unbekannten Golfplatz heraus, dass die Sache mal wieder nicht ohne Haken und Ösen abgehen sollte: Der Platz war nur mit dem Ecart bespielbar, was mir zwar einerseits natürlich Spaß machte, andererseits durften die Ecarts (und in Andratx traut sich wirklich niemand, gegen diese Regeln zu verstoßen) nur oben auf den Hängen neben den Fairways fahren, die überwiegend wie Halfpipes angelegt waren.
Autsch! Das ging auf die Knochen!
Beim "Green Monster" einem Par 5 über fast 500 Meter hieß das zum Beispiel mehrmals von ganz unten auf der Bahn wieder zurück nach oben kraxeln, um das Auto zu holen und die nächsten Meter nach vorne zu fahren. Und dann das gleiche noch einmal von vorne.
Am zweiten Abend fühlten sich meine Beine und (sorry) Arschbacken an, als ob sie mindestens 100 Jahre auf dem Buckel hätten, und ich überlegt lange, ob ich aus dem Bett aufstehen und meine Brille zum Fernsehen aus dem Koffer holen sollte.
Kurz und gut: Andratx geht nun mal wirklich auf die Knochen und die Hanglagen und die Enge der Fairways tun ein Übriges um den Platz das eine oder andere Mal zu verfluchen. Ich habe während 7 Tagen mit 2 Runden nur zwei, maximal drei männliche Mitspieler gesehen, die in der Lage waren, ihre Abschläge in den engen, langen Schluchten ordentlich auf die Spielbahn zu platzieren. Alle anderen jagten die Bälle rechts und links in die Pampa, dass es nur so krachte!
Was dazu geführt haben muss, dass am 13. Loch folgende Warntafel stand:

 

 

 

 

Mehrere Löcher der Back Nine auf Golf de Andratx laufen auch ohne diesen Warnhinweis unter dem Motto: "Wohnzimmer-Golfen". Das 15. Loch - ein steil abfallendes Par 3 - schmiegt sich so eng an eine Reihe aus Ferienvillen, dass der ehrbare Golfer beim Abschlag eigentlich gar nicht mehr hingucken will, wenn sein Ball mit ohrenbetäubendem Getöse über die Dachpfannen in die Tiefe hüft, oder wahlweise durch die Terrassenfenster der golfgeplagten Anwohner schießt. Von unten sieht die Bahn übrigens so aus:

 

 

 

 

Den Herrenabschlag habe ich - zum besseren Verständnis - rot markiert.

 

Die golferischen Unfähigkeiten der über den Course ziehenden Flights müssen wiederum bewirkt haben, dass die meisten dieser netten, hübsch anzusehenden Häuschen unbewohnt ihr Dasein fristen müssen, während ein nicht zu übersehendes Schild ganz oben am Herrenabschlag zum Kauf der verwaisten Objekte einlädt:

 

 

 

 

Und während die Schilder noch um Käufer buhlen, drehen sich in unmittelbarer Nähe die Kräne schon wieder am Himmel, um immer wieder neue Wohnwaben für zukünftige Käufer zu bauen:

 

 

 

 

Kurz und gut: Der Wahnsinn geht weiter, während ich weiterhin brav auf eigenen Grundbesitz in Spanien verzichte und Herberge in den verschiedenen Hotels suche.
Wobei diese Reise endlich auch in der Frage der Hotelwahl nichts mehr zu wünschen übrig ließ. Das Dorint stellte sich als ein wirklich sehr empfehlenswertes Haus heraus und wird durch die gelungene Verbindung von leisem Luxus und hartem Sport sicher in näherer Zukunft noch öfter von mir besucht werden.


Apropos leiser Luxus: Der Golfclub Andratx ist fest in deutscher Hand und so lesen sich die Namen der Ehrenmitglieder auf der messingbeschlagenen Tafel in der Halle des Clubhauses wie das Who-is-Who der deutschen A-Promis: Franze Beckenbauer, Bobbele und dat Claudia, sowie Gunther Sachs, Otto Waalkes und (gehört ja quasi auch dazu) Howard Carpendale.
Whow! Fehlt eigentlich nur Roberto Blanco, dann wären die üblichen Verdächtigen einhellig versammelt. Na ja, auf jeden Fall ist doch die Steintafel am 2ten Loch zu Ehren von Claudia Schiffer ein nettes Ambiente für mein neues rosa Golfhemd:

 

 

 

 

Golferisch gesehen, quälte ich mich einmal mehr 7 Tage lang mit Hanglagen bergauf und bergab, dem immer noch verteufelt tückischen kurzen Spiel und miserablen Fähigkeiten beim Putten!
Wenn da nicht ab und zu diese berühmt berüchtigten Traumschläge wären, die den kleinen Ball schiere Kilometer weit nach vorne bis aufs Green jagen - dann - ja dann würde ich die Sache wohl doch vielleicht in nächster Zukunft aufgeben.


Aber es sind dann doch immer wieder diese unbeschreiblichen Momente des Glücks, wenn ein Schlag so unvergleichlich elegant, gekonnt und zielgenau fliegt, dass sich sogar 3 russische (!) Flightpartner zum spontanen Applaus hinreißen lassen, die dafür sorgen, dass wir unbeirrbaren Golfer weiterhin über die kurz gemähten Fairways der Plätze ziehen und immer wieder auf's Neue unser Glück suchen.
Apropos Glück: Obwohl der gastronomische Teil des Golfclub Andratx (sprich: Die Terrasse) eine ziemlich Schicki-Micki belastete Angelegenheit ist, habe ich unter den ernsthaften Golfern in dieser Woche wirklich nur nette, sogar liebenswerte Leutchen getroffen: Katharina und Karl (beide Mitte 70), Rolf aus Zürich und Klaus und seine supertoll golfspielende Frau Sabine aus Hannover. Und dann natürlich die 3 Russen! (pardon: Letten)
Mir fiel das Herz in die Golfschuhe, als ich die drei unrasierten Hünen am Abschlag als meine Flightpartner über 5 Stunden erkannte. Himmel hilf!
Doch wieder einmal war der Himmel nett und die 3 erwiesen sich - entgegen allen gängigen Vorurteilen - als wahre Gentlemen, die auch noch verflucht gutes Golf spielen konnte. Vitali legte mal so eben auf einem fremden Platz gleich auf den 3 ersten Löchern jeweils ein Birdie hin! Allewetter! Später hab ich aufgegeben, die Birdies zu zählen.

 

Kurz und gut: Es war eine wundervolle Woche - vielleicht sogar die beste, seit ich meine Golfschläger einpacke, um in fremde Gefilde zu reisen.
Auf ein Neues im nächsten Winter - jetzt wird erst mal in Berlin gespielt!

 

 

 

 

 

weiter lesen........


Links  |    Impressum   |    Kontakt   

Golf Blog Berlin