Golf Blog Berlin

2017: A never ending story

Zum ersten Mal in all den Jahren habe ich zum Anfang des Winters das Golf-Equipment komplett in den Keller verbannt. Ich wusste, dass zu viele private Baustellen meine Zeit in Anspruch nehmen würden und bis zum Frühjahr eine enge "To-Do-Liste" abzuarbeiten wäre. Mitte März stürzte ich mich aber endlich hoffnungsvoll in die neue Saison.

Die Anfrage an meinem Golflehrer lautete ungefähr so: "Kannst du mich noch ertragen? Machen wir weiter?"

 

Er antwortete diplomatisch: "Gerne - wenn du magst..."
Irgendwie kam mir dabei der Bericht über den englischen Fahrschüler in den Sinn, der erst nach 30 Jahren und 700 Fahrstunden im X-ten Anlauf endlich (endlich) seinen Führerschein erworben hatte. Würde ich irgendwann auch als die unbegabteste Golfschülerin des Jahrhunderts in die Analen der Geschichtsschreibung eingehen?

 

OK. Das könnte ich dann jetzt auch nicht ändern.
Leider erwies sich die lange Pause über fast 5 Monate als heftig.
Ich begann mal wieder (wie immer in den vergangenen Jahren) von vorn.

Chipping

Pitching

Eisenschläge

Holzschläge

Driver

 

Ich spielte wieder wie ein Anfänger. Alles weg. Alles auf Null.

Egal. Im März fuhr ich nach Semlin zum Oster-Event um meine alten Freunde zu treffen. Dass ich bei den zwei vorgabewirksamen Turnieren nie und nimmer puffern könnte, war mir schon klar. Aber ich wollte den Kontakt zu meinem Ex-Club und den Freunden nicht verlieren. Scheiss auf 0,2 Punkte minus im HCP.

Das Osterwochenende in Semlin wurde trotz Mistwetter, Schneegraupel, eisiger Temperaturen und ewig nasser Füsse mit der netten Truppe ein voller Erfolg. Am Ende gehört das 19zehnte Loch ja auch dazu und muss Spaß machen. In Semlin kann man halt immer wieder gut feiern, wenn das Bettchen nur ein paar Meter Hotelflur entfernt ist.......

Hier trainiere ich vor der Startzeit zum Turnier noch hoffnungsvoll auf dem Puttinggrün:

 

 

 

 

Und hier braut sich hinter meinem Rücken aber schon das Unwetter zusammen und ich gehe eingepackt wie ein Marsmensch zum ersten Tee:

 

 

 

 

Aber am Ende freut sich die Truppe doch, die misslichen Umstände gemeistert zu haben. Tino, Tina, Harald and Friends Ostern 2017:

 

 

 

 

Leise und heimlich nagten die Turnierergebnisse dieser 2 Tage aber doch sehr an meinem Selbstbewustsein: Außer mir hatten alle Golfer unserer Gruppe mindestens einen "Preis" gewonnen oder zumindest akzeptabel ihr HCP gespielt. Tina durfte quasi nur als "arme Verwandte" (golferisch gesehen) mit 23 Nettopunkten am Katzentisch dabei sein.
MANNOMETER! ICH HÄTTE KOTZEN KÖNNEN!
Auf der gefühlten hundertsten Heimfahrt von Semlin nach Berlin nahm ich mir vor: Und wenn dir der Himmel auf den Kopf fällt - bis Pfingsten trainierst du JEDEN TAG. Egal, was passiert. Ob das Wetter gut oder schlecht ist, ob du Bauchweh hast oder die Oma gestorben ist. Bis Anfang Juni gehst du jeden Tag auf den Platz. Training, Spiel... Spiel, Training. Es gibt keine Ausrede und es gibt kein Pardon.
Ich stellte mir selbst das Ultimatum: Bis zum nächsten Besuch an Pfingsten spielst du in Semlin minimum eine 30, besser noch - du pufferst!
DAS war der Deal mit mir selbst.................... Gesagt - getan!

Bis auf wenige Tage an denen ich wirklich keine Zeit hatte, hielt ich mich an den Plan. Trainerstunden und Kurzplatz wechselten mit regulären Runden. Leider erholte sich der Score nicht wirklich, aber manche Schläge gelangen schon ziemlich gut. Anfang Mai begleitete ich einen Freund nach Celle und spielte die Golfplätze Herzogstadt und Bergen-Hohne. Auf fremden Plätzen lassen sich Stärken und Schwächen besser erkennen, als auf dem Heimatplatz, der ja am Ende doch schon routinemäßig gespielt wird.

Hier erwischte mich auch wieder eine dermaßen niederschmetternde Erfahrung, dass ich am liebsten den ganzen Golfkrempel in den Bach geschmissen hätte: Auf dem 9-Loch-Platz Hohne liefen wir hinter einem langsamen 4er-Flight auf und taten uns mit dem uns nachfolgenden Ehepaar zusammen. Keine gute Idee, wie sich schnell herausstellte, denn die beiden Alten hackten sich fröhlich auf 54iger Niveau über die Wiese und ich verdrehte innerlich die Augen gen Himmel. ABER: Als wir abschlugen, lag mein Ball jedes Mal ziemlich genau neben dem Bällchen der alten Dame! Keinen Zentimter weiter! Ich konnte es nicht fassen. Da schlägt so eine betagte Lady - die kaum 3 Jahre Golf spielt - ab und schafft dieselben 100 Meter wie ich, nach gefühlten 500 Trainerstunden, ungefähr zehntausend Runden und mindestens 100 Turnieren.
DAS IST DOCH NICHT ZU FASSEN -

Zurück in Berlin erzählte ich meinem Lehrer von dieser hochnotpeinlichen Erfahrung. OK - er hat NICHT gegrinst. Simon hat mich getröstet und mir versichert, dass er an mein Potential glauben würde und es nur eine Frage der Zeit wäre, wann der Knoten platzen würde.....

 

Tina und (steinernes) Wildschwein in Celle:

 

 

 

 

Ein paar Tage später spielte ich mit unserer Seniorentruppe um Erika auf dem märkischen Golfplatz Phöben und fand mich dabei im Angesicht der hammermäßig langen Bahnen (Phöben ist 450 Meter länger als Gatow) mit 28 Punkten nicht gaaaanz so schlecht. Und nebenbei geschah in diesen Tagen etwas, das mir wirklich gut tat: Innerhalb weniger Runden haben verschiedene Mitspieler mein "kurzes" Spiel gelobt. Besagte betagte Lady in Hohne, Dieter Schmidt in Gatow und Birgit im Flight in Phöben. Nach den endlosen Übungsstunden der letzten Jahre tat es wirklich gut, für die Mühe gelobt zu werden.

Bei einer Übungsrunde über einige Löcher auf unserem Platz in Gatow befand mein Lehrer Simon die Annäherungsschläge und das kurze Spiel auch als gut und definierte als aktuelle "Baustelle" nur noch die vollen Eisenschläge zum Grün. Und natürlich die volle Ausholbewegung beim Abschlag. Wir waren und beide einig: Da muss mehr drin sein, als 100 Meter!

Dann spielte ich Mitte Mai alleine (ohne "schön" zu zählen) eine 93 und am nächsten Tag zusammen mit einer netten Lady eine 90! Das war der Hammer! Zwei Runden Golf, die als "richtiges" Golf durchgehen könnten...... Bei der Zweiten erzielte ich sogar 19 Brutto Punkte und konnte es kaum fassen. So hatte ich es mir das Golfspiel immer vorgestellt. Keine getoppten Bälle ins Aus, keine Hacker und keine Sockets in die Büsche...... einfach nur nette Schläge Richtung Fahne.


Natürlich klappte das im Wettspiel nicht. Trotzdem durfte ich nach langer Pause mal wieder aufs Siegertreppchen klettern und bei der traditionellen Ann-Wood-Trophy den dritten Platz einheimsen....

 

 

 

 

Zu Pfingsten musste ich natürlich meine ganz persönliche Wette mit mir selbst einlösen und in Semlin puffern, oder mindestens eine "3" vorne beim Score im Wettspiel erreichen. Ich hatte so viele Stunden Training und so viele Stunden auf dem Platz geübt, dass ich mir sicher war: Semlin, ich komme..... und ich knacke die 30.

 

Bei leichtem Regen am Samstag schaffte ich 34 Punkte.

Am Pfingstsonntag startete ich zum ersten Mal in meiner Golferkarriere ein Spiel am ersten Tee bei strömendem Regen und spielte bis zum 16ten Loch weiter bei unablässigem Starkregen. Am Ende der Runde waren 4 Paar Handschuhe, Hosen, Unterhosen und der Rest der Ausrüstung pitschepatsche nass, aber als dann am Ende 30 Punkte auf der Scorekarte standen, war ich zufrieden, dieses Regen-Erlebniss durchgestanden zu haben. Einmal gepuffert und einmal eine "3" vorne auf der Scorekarte:

Ich hatte mein Ziel erreicht.


Mein Freund Tino unterspielte sich auf unserer gemeinsamen Runde am Pfingstsamstag mit 42 Punkten auf ein neues HCP von 15,8 und ich freute mich mit ihm, als er den Preis vom Präsidenten des Golfclubs Semlin überreicht bekam:

 

 

 

 

Unser obligatorisches Photo am ersten Tee darf aber auch nicht fehlen:

 

 

 

 

Zurück in Berlin kämpfte ich weiter, bei etlichen EDS-Runden und Turnieren mein Können offiziell unter Beweis zu stellen, scheiterte aber immer wieder an der Unfähigkeit, unter Druck gutes Golf zu spielen. Das unerklärbare Phänomen, warum leichte, eigentlich "blind" zu spielende Schläge im Wettkampf socketieren, toppen oder bei einer Distanz von 50 Zentimetern am Loch vorbei laufen, brachte mich an meine Grenzen.

Im Wettbewerb schien ich auf den 3. Platz aboniert. Beim Golfino-Damenturnier stand ich (knapp) auf dem Siegerphoto ganz nach links aussen:

 

 

 

 

Nachdem 10 erfolglose Spiele mein HCP auf den Stand von vor 2 Jahren zurückfallen liessen, konnte ich nur noch resümieren:

"Schlimmer geht's nimmer..."

Allerdings bleibt die ganze Sache auf diese Weise natürlich auch weiter spannend und jede Zählrunde sorgt wieder für einen neuen Adrenalinkick. Für mich als Erfolgs-Junkie wäre der Spaß am Golf vielleicht wirklich vorbei, wenn ich am Limit angekommen wäre und nur noch den "ist" Zustand erhalten könnte. (Diese Philosophie bewahrt mich im Augenblick vor der Resignation)

Als kleines Trostpflaster habe ich mir neue Schläger bestellt.
OK --- ich weiß natürlich, dass bei meiner Spielstärke (oder eben Nicht-Spielstärke) der Einfluss vom Matrial unwesentlich ist. Aber einen kleinen Anreiz braucht mein gepeinigtes Golferherz im Augenblick einfach.

 

 

Hier geht es zu einem wirklich besonderen Erlebnis, dem Pink-Ribbon Benefiz-Turnier am 2. Juli

 

Das nächste Highlight in diesem Jahr war die Sommer-Golf-Woche in Semlin. 4 Tage vor Ort und 3 vorgabewirksame Turniere. Leider machte der Wettergott mal wieder nicht mit: Am Dienstag und Mittwoch fanden wegen der überschwemmten Fairways nur auf 9 Loch verkürzte und nicht vorgabewirksame Turniere statt und promt gewann ich einen Ersten Preis und durfte eine gläserne Scheußlichkeit in Form einer Pissente nach Hause tragen. Ich habe versucht, das Ding zu photografieren - aber leider ist es mir nicht gelungen, diese absurde Häßlichkeit ins rechte Licht zu rücken... Schwamm drüber. Trotz allem waren es schöne Tage mit meiner Golftruppe und wieder einmal flogen ziemlich viele Champagnerkorken in die Landschaft..... Hier ein Bild auf der Treppe draußen vorm Hotel:

 

 

 

 

Zurück in Berlin kämpfte ich gleichermaßen mit meiner Unfähigkeit Golf zu spielen und gegen Batallionen von Mücken, die mich auffressen wollten. Beides nur mäßig erfogreich!

 

Die "Netto-Clubmeisterschaft" auch "Crater-Trophy" genannt habe ich noch nie verstanden...... Da wird Zählspiel gespielt und am Ende trotzdem das HCP abgezogen. Das verstehe, wer will. Auf jeden Fall habe ich brav mitgespielt und - man lese und staune - den zweiten Platz gewonnen. Auf dem offiziellen Siegerphoto bin ich auf jeden Fall mal wieder dabei:

 

 

 

 

In diesem Golfjahr gewinne ich zwar immer wieder irgendwelche netten Preise - doch geht mein HCP dabei den Bach runter. *Schluchz*

ABER: Auf jeden Fall bin ich in diesem Jahr in Gatow die Meisterin der vorgabewirksamen Runden. Bis Mitte Oktober habe ich in dieser Saison 37 vorgabewirksame Runden hinter mich gebracht....

Das ist doch nun wirklich mal einen Applaus wert!


Wie in den beiden vorangegangenen Jahren, bin ich im September mit meiner Clubgenossin Heidi während der "Jugend-trainiert-für-Olympia" Tage aus Gatow geflüchtet und dieses Mal in den Norden emigriert. Wir wollten beide den Golfplatz WINSTONgolf in der Nähe von Schwerin besuchen.

 

 

Hier gehts zum Bericht über WINSTON-Golf
 

 

Das Ende der Golfsaison naht.

Und es war eine tolle Saison! Ich habe mit so vielen verschiedenen Clubmitgliedern bei Turnieren gespielt und danach auf der Terasse gesessen, wie nie in den vorangegangenen Jahren. Ich habe Freundschaften vertieft und wirklich echte Zugehörigkeit erfahren. Zusammen mit meinem Golflehrer habe ich meinen ersten Bruttopreis gewonnen. Und ihm versprochen, diesen Platz im nächsten Jahr zu verteidigen!

 

Und weil im Herbst 2017 keine familiären, beruflichen oder sonstigen Baustellen Aufmerksamkeit erfordern, werde ich in diesem Jahr nun wirklich versuchen, im Wintertraining Kondition und Technik zu verbessern. DAS ist nun mal echt angesagt!

 

Als Fazit zu diesem Golfjahr fällt mir nichts anderes ein, als die Überschrift oben auf dieser Seite: " A never ending story".

 

 

 

 

 

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