Golf Blog Berlin

2004 - Liebe auf den ersten Blick:

Im Mai 2004 absolvierte ich die Platzreifeprüfung erfolgreich im Golfclub "Semlin am See".

Diesen 5 intensiven Tagen war ein langes Abendessen mit einem meiner Freunde vorausgegangen, der schon seit Jahren Golf spielte. Ich fragte Thomas bei diesem ausgedehnten Essen gleich mehrere Löcher in den Bauch: Wie ich es anstellen könnte, diesen Sport zu erlernen, einen Anfang zu finden und was es Wichtiges zu bedenken gäbe. Er beantwortete alle Fragen korrekt und empfahl natürlich seinen eigenen Golfclub als gute Adresse: Den Golfclub Selim am See, in der Nähe der brandenburgischen Kleinstadt Rathenow.

Der Golflehrer Stefan Quirnbach wäre einer der erfolgreichsten deutschen Golflehrer und hätte ihm (Thomas) innerhalb eines Jahres zu einem Handicap knapp über 20 verholfen.
Na gut, an diesem Abend interessierte mich ein Handicap knapp über 20 nicht die Bohne, aber trotzdem sog ich alle Informationen auf, wie ein Schwamm. Dem vorher etwas nebulösen Wunsch: "Ich möchte gerne Golf spielen", folgten an diesem Abend mit Thomas exakte Informationen:
"Du kannst nicht einfach auf einen Golfplatz gehen und spielen. Du brauchst eine Einweisung und musst eine Prüfung darüber ablegen. Du musst die mindesten Standards des Spiels begriffen haben und dafür musst du dich mit der Prüfung der Platzreife auseinander setzen."
Ich lernte, dass diese Prüfung ähnlich einem Führerschein in verschiedenen Abschnitten abzulegen wäre, oder gleich in einem Stück während einer ganzen Woche. Letzteres schien praktischer und nach einem Besuch der Webseite des Clubs meldete ich mich in der ersten Maiwoche endgültig zur Platzreife im Golfclub Semlin am See an. Mit von Partie war meine beste Freundin Ute, die zwar noch zweifelnd, aber am Ende doch neugierig geworden, dabei sein wollte.


Obwohl in diesen 5 Tagen natürlich kaum ein einziger Ball auch nur andeutungsweise in die richtige Richtung flog, fühlte ich vom ersten Moment: "Das ist es. Das hast du gesucht und das willst du lernen!"
Ohne dabei zu ahnen, dass ein Freizeitgolfer durchschnittlich 5 bis 10 Jahre braucht, um den zweitschwersten Sport der Welt passabel zu beherrschen. DAS interessierte mich wirklich nicht die Bohne!
Zusammen mit meiner Freundin absolvierte ich brav alle Lektionen der "PE" (PlatzErlaubnis) und puttete, chippte und pitchte, wie es die beiden Golflehrer vormachten.

 

 

 

 

 

 

Nach der bestandenen Platzerlaubnis stand die erste Saison eigentlich nur unter einem Motto: "Üben.....üben... und noch mal üben..."
Wie ein braver Esel, der hinter der Mohrrübe hertrabt, setzte ich mich jeden Donnerstag in den kleinen Fiat und fuhr Richtung Semlin. Wochentags sind die Plätze ja etwas ruhiger und nach den Stunden mit Ralf zog ich allein hinaus und spielte wie eine Verrückte. An manchen Tagen schaffte ich 27 Löcher, ohne mit einer Menschenseele zu sprechen. Wunderbar!


Mein Lehrer vom ersten Tag der Platzreife bis zu seinem letzten Arbeitstag im Golfclub Semlin war immer der junge PGA-Pro Ralf Jungbluth, mit dem ich ungezählte Stunden auf der Range und auf dem Platz verbracht habe. Ich nehme mal an, dass ihm vorher noch nie eine Kundin in die Hände gefallen war, die voller Enthusiasmus und Freude am Spiel Unmengen von Euros dafür bezahlte, mit ihrem Lehrer stundenlang auf dem Platz zu spielen. Egal! Ich liebte es einfach, wenn Ralf sein Bag neben meinem auf dem E-Cart festschnallte und wir zusammen hinaus fuhren, um zu spielen.

 

 

 

 

 

 

Im ersten Jahr bestand ich beharrlich darauf, dass Ralf neben mir den Platz spielte und verschwendete keinen Gedanken darauf, dass diese Stunden nicht wirklich "effizient" genutzt wurden. Ich liebte es einfach, seine wunderbaren Schläge zu sehen, den sirrenden Klang seiner Abschläge zu hören, ohne dem Ball jemals mit den Augen folgen zu können und seine Putts beobachten zu können, ohne jemals daran zu denken, Ähnliches im Verlauf der nächsten 100 Jahre selbst realisieren zu können. Als blutige Anfängerin in der neuen, undurchschaubaren und doch faszinierenden Welt des Golfs zog ich mich auf meine eigenen Präferenzen zurück: "Zahle gut - dann wird alles gut"
Nun ja - das hört sich vielleicht etwas zynisch an.
Aber in der Realität ist es einfach die Wahrheit:


Eine Single-Frau über Fünfzig mit Handicap 54 wird eher vom Tiger gefressen, als in einem deutschen Golfclub einen Flightpartner (egal ob männlich oder weiblich) zu finden, der Lust und Geduld hat, sich dem Drama getoppter 3-Meter-Schläge auf dem Fairway, sinnloser Buddeleien im Bunker und aussichtloser Chips zur Fahne sowie gnadenlos verzogenen Putts über längere Zeit zu stellen. Entweder sie hat eine gute Freundin, mit der sie während der ersten Zeit auf die Runde geht, oder vielleicht einen aufopferungsbereiten Ehemann, oder ..... ja, da wird es halt eng und ich entschied mich instinktiv dafür, lieber den Pro zu bezahlen, als unbeteiligten Menschen mit meiner Unfähigkeit auf die Nerven zu fallen.

Und neben dem Vergnügen, seine Schläge beobachten zu dürfen, sicherte ich mir an der Seite des Lehrers ja auch noch quasi den Status des "Welpen" auf der Runde. In seinem Windschatten durfte ich in Frieden 3 Hacker hintereinander machen; er (der Lehrer) würde den nachfolgenden Flight schon rechtzeitig durchwinken, oder nicht. Das war halt sein Job.

 

Allein auf der Runde gerieten Ute und ich schon jedes Mal in Panik, wenn ein nachfolgender Flight nur irgendwo am Horizont auftauchte!
"Wollen wir die durchlassen?", beratschlagten wir, obwohl noch mindesten 2 Schläge Platz zwischen uns und den anderen Spielern lag.
"Klar, ist besser. Lass uns da am Rand warten."
Gesagt, getan.
Der folgende Flight grüßte freundlich und zog seines Weges.
Wir rappelten uns aus dem hohen Gras wieder auf, rückten die Blusen und andere Dessous zurecht und wollte gerade zu unseren wartenden Bällchen mitten auf dem Fairway zurücklaufen, als ich mich umdrehte:
"Mist, da kommen schon die nächsten..."
Zurück ins Gebüsch.
"Vielleicht kommt dann ja keiner mehr?"
"Hoffentlich!"

Die große Sehnsucht nach einem leeren Golfplatz ohne zu Eile mahnende "Hinter-Spieler" wurde leider selten erfüllt und dass es schlauer und wirksamer ist, bei nachfolgenden Dränglern (oder schlicht schnelleren Spielern) gerade am Wochenende klüger ist, mal ein Loch aufzugeben und nach "vorne" zu flüchten, diese Weisheit - und einige andere- lernten wir Rabbits leider erst Jahre später.
Bis dahin schien es uns halt am sichersten, mit Lehrer Ralf unsere Runden zu spielen.

 


Allerdings wurde mir auch erst Jahre später klar, dass in diesem ersten Jahr so viel schief gelaufen war, dass es dann bis zum Sommer 2009 dauern sollte, bis ein neuer Golflehrer den Mut und die Energie aufbrachte, mir über lange Wochen einen "richtigen" Golfschwung beizubringen. In der Rückschau waren die unbeschwerten Sommermonate 2004 leider nur verlorene Zeit.
Mein Lehrer Ralf war zwar nett, am Ende aber leider zu jung und zu unerfahren um einer älteren Lady zu sagen, dass sie ihren Hintern zum Üben auf die Range bewegen und nicht den Rasen der Fairways ruinieren solle. Da es aber 5 Jahre dauern sollte, bis mir klar wurde, dass mein Schwung von Grund auf neu aufgebaut werden musste und alles vorher nur Zeitverschwendung gewesen war - wollen wir die Vergangenheit ruhen lassen und es mit diesem kleinen Einschub gut sein lassen. Im Folgenden werde ich alles so erzählen, wie ich es im jeweiligen Augenblick erlebt und gefühlt habe.

Eine wirklich üble Entzündung im rechten Ellenbogen führte mich im Herbst 2004 erst einmal zu den bekannten Kapazitäten rund um den Kurfürstendamm: Professor Thiele (ein enthusiastischer Golfspieler) brachte es fertig, meine maroden Ellenbogen bis zur gebuchten Malle-Reise mit Ute und Ralf zu wieder zu reparieren. Der allseits bekannte "Tennisarm" hatte scheinbar schon lange sein Gegenüber im "Golfarm" gefunden: Die langen Sehnen im rechten Arm wurden durch die Überstrapazierung bei der Klopperei auf die Bälle überreizt und mussten durch eine spezielle Therapie behandelt werden. Ich absolvierte brav, aber ziemlich genervt alle physiotherapeutischen Fisimatenten, bis mir kur vor Weihnachten der Geduldsfaden riss:
"Doc, das bringt doch alles nix! Spritzen Sie Kortison, sonst kann ich nicht nach Malle fahren..."
Doc Thiele sah wohl selbst ein, dass es an der Zeit wäre, Wärmetherapie, Massagen und Elektrostimulation gegen härtere Maßnahmen einzutauschen und spritze meine Ellenbogen mit Hilfe der "bösen" Medizin wieder in Form.
Malle - wir kommen!

 

 

 

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